Immer schön sauber bleiben!

Spätestens seit SARS-CoV-2 ist das Thema Hygiene und die Wichtigkeit der damit in Zusammenhang stehenden Maßnahmen in aller Munde. Die essentielle Bedeutung von Hygienemaßnahmen insbesondere in Wohngemeinschaften der außerklinischen Intensivpflege haben das Institut für Pflegewissenschaft und -praxis und die Deutsche Pflegegruppe (DPG) bereits Anfang 2019 erkannt und gemeinsam die Forschungskooperation HAIP "Optimierung des Hygienemanagements in der außerklinischen Intensivpflege" ins Leben gerufen.

Das von 2019 bis 2022 konzipierte Projekt unter der Leitung von Ass.-Prof. Dr. Irmela Gnass untersucht das Hygienemanagement mit Blick auf vorhandene Strukturen und Prozesse sowie auf die Kenntnisse von Mitarbeitenden, um daraus einerseits gezielte Maßnahmen abzuleiten und andererseits mittels Bildungsoffensive einen DPG-Campus zur Weiterbildung und -qualifizierung der Mitarbeiter*innen zu etablieren.

Die Gründe für die Unterbringung in einer intensivmedizinischen WG liegen zumeist in der Beatmungspflicht / Unterstützung bei der Atmung einer Person, wodurch der Großteil der Personen mit einer Trachealkanüle lebt. Es sind unterschiedliche neurologische und neuromuskuläre Erkrankungen, die zu einer Beatmungspflicht führen und nicht selten weitere Einschränkungen mit liegenden Dauerkathetern, Ernährungssonden etc. zur Folge haben. Damit zeigt sich ein erhöhtes Infektionsrisiko und der Bedarf einer komplexen intensivpflegerischen Versorgung.

Experten schätzen, dass in Deutschland zwischen 15.000 und 30.000 Menschen einen permanenten Beatmungsbedarf haben und in außerklinischen Settings versorgt werden. Genaue Daten hierzu sind nicht vorhanden. Eine mögliche Wohnform sind intensivpflegerische Wohngemeinschaften (auch ambulante Wohngemeinschaften genannt). Sie unterliegen in Deutschland länderspezifischen gesetzlichen Regelungen und fallen je nach Bundesland in den Bereich der ambulanten Versorgung oder der Heimgesetze. Die jeweiligen Vorgaben hierzu sind sehr divergent und stellen eine weitere Herausforderung im Umgang mit dem Hygienemanagement dar.

Das Projekt gliedert sich in drei Stränge:

Ein Strang umfasst eine Literaturstudie zum Thema Hygiene in der außerklinischen Intensivpflege. Obwohl anzunehmen ist, dass die Gefahr von Infektionen in der außerklinischen intensivpflegerischen Versorgung ebenso besteht wie im gut beforschten klinischen Bereich, findet sich in der gegenwärtigen Literatur zu diesem spezifischen Versorgungssetting bislang wenig. Die Literaturstudie hat zum Ziel, diese Lücke zu schließen und eine Übersicht über den Stand der Literatur zu gewinnen. Nach einer sensitiven Suche, die die breite Thematik der Versorgung von invasiv und nicht-invasiv beatmeten Menschen im ambulanten Setting umfasst wird in einem weiteren Schritt eine spezifische Recherche vorgenommen.

Abb.: Projektstränge in der Forschungskooperation HAIP

In dem Strang Versorgungsanalyse werden die realen Gegebenheiten mittels standardisierter Datenerhebung rund um das Thema Hygiene vor Ort in den WGs des deutschlandweit tätigen Betreibers außerklinischer Intensivpflege erhoben, um daraus zielgerichtet unter Einbeziehung pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse Optimierungspotential zu eruieren und strukturelle Maßnahmen abzuleiten, die in der Vermeidung von Infektionen münden und damit letztlich allen Pflegekundinnen und -kunden zu Gute kommen.

Diese Strukturdatenerhebung ist als Vollerhebung angelegt, bei der die Daten im Zeitraum Februar/ März 2020 erhoben wurden. Sie wird von einer standardisierten Befragung der Pflegefachpersonen der DPG (ebenfalls als Vollerhebung angelegt und im Juli abgeschlossen) begleitet. Hierbei sollen Wissensstände zum Thema Hygiene, zum umgesetzten Hygienemanagement und Informationsbedarfe zur Thematik erfasst werden. Den Pflegfachkräften standen für die Befragung sowohl eine Onlineversion als auch eine Papierversion zur Verfügung. Aktuell findet die Datenauswertung statt.

Der dritte Projektstrang „Bildungsoffensive“ ist der Etablierung eines maßgeschneiderten Online-Campus zur Weiterbildung und -qualifizierung der Mitarbeiter*innenr der DPG gewidmet. Zentrale Elemente des Lernmanagementsystems sind die interaktiven, vertonten digitalen Lernbausteine, die sich an den Bildungszielen der DPG orientieren, von Expert*innen entwickelt werden und auch nach ihrer Implementierung aktualisiert und erweitert werden. Themen werden unter anderem aus der Befragung von Pflegefachpersonen in den WGs der DPG bedarfsorientiert entwickelt und unter Einbeziehung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse (u.a. Literaturanalyse) aufbereitet.

Den Mitarbeiter*innen der DPG steht damit künftig ein selbstbestimmtes, orts- und zeitunabhängiges Lernsystem zur Verfügung. Denn um auf die Herausforderungen der Versorgung von außerklinisch beatmeten Menschen mit Intensivpflegebedarf vorbereitet zu sein, benötigt das Pflegefachpersonal spezifische Qualifikationen und Kompetenzen, die durch Fort- und Weiterbildungen laufend erweitert werden müssen. Zur Wissensüberprüfung werden Abschlusstests entwickelt, für deren positive Absolvierung die Mitarbeiter*innen ein Zertifikat mit Fortbildungspunkten erhalten. Somit wird eine unternehmensinterne wissenschaftsbasierte und –begleitete Bildungsplattform geschaffen: Der DPG-Campus als Einrichtung innerhalb eines Qualitätsmanagementsystems, durch den dauerhaft das Hygienemanagement in den WGs der DPG optimiert und eine bestmögliche Versorgung sichergestellt werden kann.

Die Ergebnisse aus dieser Kooperation sollen nicht nur intern Verwendung finden, denn die Forschungskooperation sieht neben Veröffentlichungen auch gemeinsame Kongressbesuche vor, auf denen ausgewählte Ergebnisse präsentiert werden. Aufgrund der aktuellen Situation überlegt man sogar, selbst als Veranstalter zu agieren und einen eigenen Online-Kongress ins Leben zu rufen. Denn was Onlineformate betrifft, hat man mit der PMU ja einen starken Partner an der Hand.

Alles in allem eine saubere Leistung!

 

Nicole Freywald

Nicole Freywald ist am Institut für  Pflegewissenschaft und -praxis für die Organisation des Onlinestudiums Pflegewissenschaft zuständig und hat bereits an dessen Einführung im Jahre 2010 mitgewirkt.
Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt liegt im Bereich des Institutsmarketings.