Hygienemanagement: optimiert!

Im Oktober 2021 konnte das Projekt HAiP (Optimierung des Hygienemanagements in der außerklinischen Intensivpflege) erfolgreich abgeschlossen werden. HAiP zeichnet sich durch die hohe Verschränkung von fachpraktischer und pflegewissenschaftlicher Perspektive aus. Es sind darin wesentliche Erkenntnisse zur Zielsetzung erarbeitet worden, die den Klient*innen in den Wohngemeinschaften der außerklinischen Intensivpflege zugute kommen.

Das Projekt HAIP –„Hygienemanagement in der außerklinischen Intensivpflege“ entstand in der gemeinsamen Forschungskooperation mit der deutschen Pflegegruppe (jetzt Linimed-Gruppe) und dem Institut für Pflegewissenschaft und –praxis der Paracelsus Medizinische Privatuniversität. Ziel war es, den aktuellen Stand des Hygienemanagements in definierten Einrichtungen darzustellen, die aktuelle Literatur diesbezüglich zu sichten und in einem weiteren Schritt für die Mitarbeitenden Bildungsinhalte zu erstellen, um diesen den aktuellen Stand des Wissens zur Verfügung stellen zu können. Die Entscheidung für den Forschungsschwerpunkt erfolgte nach einer orientierenden Literaturrecherche und dem persönlichen Austausch mit Mitarbeitenden, die Menschen mit Beatmungs-/Intensivpflegebedarf in den Wohngemeinschaften der außerklinischen Intensivpflege versorgen.

Es wurde entlang von drei Strängen gearbeitet:

1.            die Erhebung der externen Evidence mittels Literaturrecherche
2.            die Erhebung der hygiene- und infektionsspezifischen Versorgungssituation mittels zweier Vorgehensweisen:
               der standardisierten Strukturdatenerhebung und die Erhebung des Wissensstandes mittels Pflegenden-Befragung
3.            die Gestaltung der Bildungsoffensive zum Thema Hygiene. Es wurden Lerninhalte entwickelt, die auf einer Onlineplattform
               genutzt werden können und damit ein selbstbestimmtes, sprich zeit- und ortsunabhängiges Lernen ermöglichen.

Verschränkung von fachpraktischer und pflegewissenschaftlicher Perspektive

Das Besondere an diesem Projekt ist, dass theoretische und praktische Erkenntnisse (im Sinne von externer und interner Evidence) eine evidence-basierte Wissensvermittlung für die Pflegefachpersonen in der außerklinischen Intensivpflege zum Thema Hygienemanagement ermöglicht haben. In einem Podcast (Spotify, Amazon Music, Apple Podcast und Google Podcast ) werden die wesentlichsten Ergebnisse ausführlich vorgestellt – diese seien hier zusammengefasst: 

Das Scoping Review, welches sich noch in der Veröffentlichungsphase befindet, hat gezeigt, dass die Settings der außerklinischen Intensivpflege international sehr unterschiedlich umgesetzt werden, strukturell und personell.  Maßnahmen zu infektionskritischen Aspekten, wie beispielsweise Wartung und Aufbereitung von Hilfsmittelen und Medizinprodukten, werden untersucht. Jedoch insbesondere für Settings, in denen Pflegefachpersonen und Angehörige zusammenkommen, konnte keine der Literaturquellen gezielte Maßnahmen, wie zum Beispiel zur Küchenhygiene im Rahmen des Hygienemanagements, ausweisen.

Ergebnisse der Vollerhebung

Hinsichtlich der Erhebungen in Bezug auf die hygiene- und infektionsspezifischen Versorgungssituation kann von einer Vollerhebung gesprochen werden: es konnten die Daten von allen 31 Wohngemeinschaften aus 12 Pflegediensten in fünf Bundesländern Deutschlands erhoben und ausgewertet werden:

Neben der Darstellung von Strukturen (Anzahl und Größe der Räume) in den Wohngemeinschaften zeigte sich, dass die Anwesenheit von zusatzqualifizierten Personen im Hygienebereich in umgekehrter Proportionalität zu verschriftlichten innerbetrieblichen Verfahrensanweisungen vorzufinden  waren. Ein weiterer Fokus lag auf dem Antibiotikamanagement. Hier zeigten sich am häufigsten die Absprache zwischen den einzelnen Professionen zur Verschreibung und Einnahme von Antibiotika. Mit der Teilnahme am Innovationsfond Projekt SIMPATI wurde die Relevanz der Vermeidung von nosokomialen Infektionen und multiresistenten Erregern in der außerklinischen Intensivpflege verdeutlicht.

Im Analyseteil betreffend der Befragung der Pflegefachkräfte zeigten die Hauptergebnisse, dass die befragten Pflegefachpersonen ihr subjektives Wissen zum Hygienemanagement im Schnitt als sehr gut bis gut einschätzen. Je mehr Fort- und Weiterbildungen eine Person hat, umso höher wird das subjektive Wissen in den Bereichen Personalhygiene, medizinisch-pflegerische Maßnahmen und Infektionsinterventionen bewertet. Um diesen positiven Effekt weiter zu befördern wurde angestrebt, eine maßgeschneiderte Online-Lernplattform zu bauen. Auf dieser Plattform sollten relevante Themen zum Hygienemanagement in ein interaktives Lernangebot integriert werden. Das Besondere dabei ist, dass die Inhalte aus

•              bereits bestehenden Lehrunterlagen,
•              aus der recherchierten Evidence aus der Literaturstudie,
•              aus dem Bedarf an Bildungsangeboten zu Hygiene- und Infektionsmanagement aus der Pflegendenbefragung und
•              aus der Expertise der Forschungskooperation

zusammengetragen wurden. Aus diesem Bündel an Wissen und Bedarfen wurden vertonte Lerninhalte entwickelt, die Pflegefachpersonen ein zeit- und ortsunabhängiges und selbstbestimmtes Lernen im Thema Hygienemanagement ermöglichen. 

Die Top-3-Herausforderungen sehen die Pflegefachpersonen in der Versorgung der außerklinischen Intensivpflege in

•              der Kommunikation und Abstimmung mit den Angehörigen,
•              in der Versorgung von Klient*innen mit multiresistenten Erregern (MRE) sowie
•              in der Verfügbarkeit von Materialressourcen.

Es bleiben somit nach Abschluss unseres erfolgreichen Projektes weitere Bereiche offen, für die zukünftig und hoffentlich in weiteren Forschungskooperationen Lösungen entwickelt werden.  

 

Hygiene zum Anhören

Erfahren Sie alles rund um das Projekt, seine Ziele und vor allem seine Ergebnisse im Podcast des "Pflegenetz" auf Spotify, Amazon Music, Apple Podcast und Google Podcast!

 

 

Ass.-Prof. Dr. Irmela Gnass, MScN, BScN

Irmela Gnass ist Asisstenzprofessorin für Pflegewissenschaft mit Schwerpunkt Akutpflege und aktiv beteiligt im Nursing Development Center am Institut für Pflegewissenschaft und -praxis.